Das Problem Belastungsgrenzen haben mittlerweile alle - nur auf unterschiedlichen Niveau! |
![]() |
Die
Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Schleiz sind regelmäßig an
ihren Belastungsgrenzen, das zeigen schon allein die Einsatzzahlen der
letzten 12 Monate. Doch wer glaubt, die Abarbeitung der Einsätze allein
ist das Problem, der irrt gewaltig. Auch wenn die Politiker jetzt im Wahlkampf so einiges versprechen werden, gelöst sind Probleme damit noch lange nicht. Grundsätzlich leben die Schleizer Einsatzkräfte nicht allein mit dem Problem steigender Einsatzzahlen, auch wegen immer neuer Aufgaben, die es früher noch nicht gab. Doch es ist nun mal die Aufgabe der Feuerwehren, zu retten, zu löschen und zu bergen. Daher haben wir auch kein Problem damit, wenn wir Türen notöffnen oder unseren befreundeten Rettungskräften des DRK beim Tragen von Patienten helfen. Auch die Beseitigung von Ölspuren o.ä. Dingen - all das sehen wir grundsätzlich unproblematisch. Das Problem ist nicht die Aufgabenstellung, sondern die Möglichkeiten der Gemeinden, überhaupt die Einsatzkräfte zu entlasten und die Aufgaben trotzdem zu lösen. Hauptamtliche Kräfte, vielleicht mal 1, 2 oder 3 über die nächsten Jahre, das geht besher schon wegen fehlender Stellenpläne nicht. Wir sind ein Land, wo alles mit Statistiken bewiesen werden muss. Ja, Schleiz hat gerade mal rund 8.000 Einwohner, statistisch viel zu klein für eine Berufsfeuerwehr o.ä.. Doch bei den Kfz-Versicherungen passt dann in der Regionalklasse die Statistik wieder. Von all dem wissen die Autofahrer, die auf der A9 ihre Unfälle bauen, aber nichts. Das wäre ja auch zuviel verlangt. Es würde reichen, wenn sie jeweils ihre Fahrzeuge beherrschen. Nicht nur die Unterhaltung der Technik, die speziell in Schleiz- wie in anderen Stützpunktfeuerwehren- schon dem Niveau eines mittelständigen Unternehmens gleichstellbar ist, sondern auch die Bürokratie und die Einhaltung tausender Vorschriften machen uns das Leben schwer. Auch hier könnte man entlasten, durch geschultes hauptamtliches Personal aus eigenen Reihen. Besonders problematisch ist die Nachwuchsgewinnung neuer Einsatzkräfte. Immer weniger Jugendliche wollen in einem so großen Umfang für andere da sein, zumal das Leben auch wirklich bessere Betätigungsfelder bietet. Wir vernehmen von vielen Menschen den Dank für das, was wir tun. Viele sprechen uns an und wünschen uns nahezu täglich, dass wir auch mal Ruhe haben mögen. Doch Gesamtgesellschaftlich fehlt der Arbeit aller Rettungsdienste das wirkliche Anerkenntnis. Liebe Politiker, Wahlkampf hin oder her. Eine Gemeinde oder eine Stadt allein kann doch dieses Problem nicht lösen. Es braucht eine Reform des gesamten Rettungswesens, auch das der Freiwilligen Feuerwehren. Ganz vorn dran gehören da Dinge, wie Arbeitszeitschutzgesetz, Finanzierungsänderungen und Strukturreformen, die auch mal wehtun. Auch die Aufgabenbezogene Mitverantwortung der jeweiligen Verantwortungsbereiche im Land Thüringen gehört dazu. Allein die anteilige Finanzierung von Gerätehäusern und Fahrzeugen kann nicht die Lösung sein. Was können z.B. die vielen Städte und Landkreise dafür, dass eine oder mehrere Bundesautobahnen durch ihr jeweiliges Gebiet führen? Eine Sonderfinanzierung für stark belastete Feuerwehren seitens des Landes und Bundes würde zumindest die technischen Probleme der Feuerwehren lösen, so wie es jetzt bei der Beschaffung des GW-Logistik 1 für Schleiz gebraucht wird. Auch eine anteilige Mitfinanzierung von Personal könnte Lösungen bringen...... .... aber von was träumen wir da? Lesen Sie daher auch folgenden Artikel der OTZ |
![]() |
OTZ- Bericht vom 24.01.2018 (Red.
Oliver Nowak) |
Rekordeinsatzzahlen der Feuerwehr Schleiz geben zu denken
Schleiz. Das Jahr 2017 war für die Schleizer Feuerwehr
ein Rekordjahr in Sachen Einsätze. Doch der laufende Januar übertrifft
die Einsatzzahlen im gleichen Vorjahreszeitraum bei Weitem. Aktuell sind
es 29, diese Zahl wurde 2017 erst Ende Februar gezählt.
„Wobei beachtet werden muss, dass acht Einsätze im
Zusammenhang mit dem Sturm Friederike stehen“, bemerkt der Schleizer
Stadtbrandmeister Ronny Schuberth. Doch dieser Umstand ändert nichts an
dem Problem, was die hohen Einsatzzahlen mit sich bringen: Den Ausfall
der Einsatzkräfte im Wirtschaftsleben. Laut Schuberth seien einige
Arbeitgeber mittlerweile schon ein wenig verstimmt, dass ihre
Arbeitskräfte so oft und über mehrere Stunden ausfallen. „Umso dankbarer
können wir sein, wenn sie meine Einsatzkräfte dennoch weiterhin für
unser Ehrenamt freistellen“, betont der Stadtbrandmeister. Jüngst
einsatzreichster Werktag für die Schleizer Kameraden war Mittwoch
vergangener Woche. Denn am 17. Januar schlitterten gleich drei Lastwagen
von der Bundesautobahn 9. „Wir wurde früh um kurz nach 7 Uhr
rausgeschmissen. Erst gegen 14 Uhr war der erste Einsatz beendet“,
blickt Schuberth zurück. Für Arbeitnehmer und Selbstständige lag dieser
Einsatz in der Kernarbeitszeit. „Arbeitgeber und Selbstständige bekommen
zwar entgangenen Lohn und die Lohnnebenkosten ersetzt, aber nicht
betriebliche Leistung, die durch die Abwesenheit entgangen ist.“ Hinzu
käme, dass die Einsatzkräfte nach solchen Einsätzen auch nicht ausgeruht
wieder auf der Arbeit erscheinen konnten. Und ab 16.38 Uhr mussten die
Kameraden erneut ausrücken – bis um 23.30 Uhr die Einsatzbereitschaft
schließlich wieder hergestellt war.
Hauptamtlich im Dienst der Feuerwehr als Lösung
Unter anderem beim Wiederherstellen der
Einsatzbereitschaft sieht Schuberth eine Stellschraube, wo
Einsatzkräfte, Arbeitgeber und -nehmer als auch die Selbstständigen
entlastet werden könnten. Durch hauptamtlich Beschäftigte im Dienst für
die freiwillige Feuerwehr. „Eine Berufsfeuerwehr macht bei Schleiz
natürlich überhaupt keinen Sinn, aber drei hauptamtliche Kräfte können
schon viel bewirken“, meint Schuberth. Indem sie sich um Büro,
technisches und die Reinigungsarbeiten bei der Feuerwehr kümmern. Eine
freiwillige Feuerwehr wie jene in Schleiz nehme in diesen Bereichen die
Ausmaße eines mittelständischen Unternehmens an. „Zudem könnten diese
drei Hauptamtlichen auch kleinere Einsätze fahren.“ Zum Beispiel bei
Türöffnungen, dem Beseitigen von Ölspuren und dem Kontrollieren von
Ölsperren. Schuberth geht davon aus, dass diese drei Hauptamtlichen etwa
25 bis 30 Prozent der Gesamtarbeitszeit kompensieren könnten. Dadurch
könnten die werktätigen Einsatzkräfte oft an ihrer Arbeitsstelle
bleiben.
Einen ähnlichen Lösungsansatz gibt es bereit in vielen
Städten, darunter auch in Pößneck und Triptis. Dort sind Mitarbeiter des
Bauhofes für die Arbeit in der Feuerwehr abgestellt. Auch Schleiz
bediente sich an diesem Konzept, das laut Schuberth in der Kreisstadt
nahezu gescheitert ist. Zwei Mitarbeiter des Bauhofes, die unter anderem
wegen ihrer Mitgliedschaft in der Feuerwehr eingestellt wurden, sind aus
der Feuerwehr ausgetreten. „Auch weil die Arbeitsbelastung zu viel
wurde“, mutmaßt Schuberth. Wobei die Stadt die Wehr keinesfalls im Stich
lasse. Zum einen kümmere sich eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung bei
ihrer Arbeit sehr viel mit Angelegenheiten der Feuerwehr, wie zum
Beispiel Abrechnungen, zum anderen ist ein Bauhofmitarbeiter zum
Großteil für die Wehr tätig: Frank Reißig. Gut 70 Prozent, schätzt
Schuberth, steckt der Löschmeister im Rahmen seiner Tätigkeit als
Bauamtsmitarbeiter in die Feuerwehr. „Wenn wir den nicht hätten, würden
wir hier untergehen“, kommentiert der Stadtbrandmeister. Schließlich
geht es nicht zuletzt um die „Aufrechterhaltung der Lebensfähigkeit des
Unternehmens Feuerwehr“, wie Schuberth sich ausdrückt. Bis 2007 gab es
bei der Stadt sogar mit Frank Kamp-rad einen Sachbearbeiter für
Brandschutz.
Die Einsatzbelastung sei jedoch nicht nur
wirtschaftlich für Selbstständige und Arbeitgeber ein Problem. Es habe
schon Stimmen gegeben, dass die Grenze der Belastbarkeit der Kameraden
schon überschritten worden sei. Und das ist laut Schuberth bei
Einsatztagen mit mehr als 13 Stunden völlig verständlich.
Triptiser Wehr musste Einsatz übernehmen
„Das belastet auch die Familien.“ Und wenn deshalb Feuerwehrkräfte ihren
Dienst quittieren, sei das nachvollziehbar. Nur ist eben eine geringere
Personalstärke bei so großem Einsatzaufkommen der absolute Graus. Schon
an dem besagten 17. Januar reichte die Mannschaftsstärke nicht aus, um
alle Einsätze allein abzuwickeln. So musste sich die Triptiser Wehr um
einen der auf der Autobahn verunglückten Lastwagen kümmern. Zum Glück,
so gibt Schuberth zu verstehen, kompensiert die Anspannung bei den
Einsätzen die Erschöpfung der Kameraden, sodass es nicht zu Unfällen in
Folge der Einsätze kommt. „Ich bin sehr stolz auf meine Top-Truppe und
deren Ausbildung.“ Auch die der Wehr zur Verfügung stehende Technik
kompensiere einen Teil des Arbeitsaufkommens. Allerdings hat der
„Gerätewagen Öl“ am Montag seinen Geist nach dem dritten Einsatz des
Tages aufgegeben. Das gut 20 Jahre alte Fahrzeug hatte einen
Motorschaden. Als Provisorium nutzt die Wehr deshalb zum Transport
dieser Ausrüstung nun den Einsatzleitwagen. Und arbeitet an einem
Ersatz. Im Schleizer Haushalt sind für die Neuanschaffung eines
Logistikfahrzeugs, welches den „Gerätewagen Öl“ sowieso ersetzen sollte,
250 000 Euro eingestellt werden. Auf die Fördermittelzusagen in Höhe von
65 000 Euro werde noch gewartet. „Bis das neue Logistikfahrzeug bei uns
in der Halle steht, wird aber noch bis zu einem Jahr vergehen.“ Als
Zwischenlösung erwägt die Wehr, einen Ersatz zu mieten – was täglich
mehr als 35 Euro kosten würde. Vielleicht könne aber auch der Landkreis
mit einem Fahrzeug aus seinem Bestand aushelfen.
|
![]() |
Oliver Nowak über das Einsatzaufkommen
Die Freiwillige Feuerwehr Schleiz ist im vergangenen Jahr 240 Einsätze
gefahren.
24. Januar 2018 / 02:36 Uhr
Die Marke von 200 Einsätzen und mehr wurde davor jüngst im Jahr 2010
überschritten. Wobei damals Dutzende Einsätze durch die Winterstürme von
November und Dezember bedingt waren und ganze 24 Einsätze durch das
Orkantief Xynthia im Februar 2010. Für dieses Jahr kann man sich nur
wünschen, dass es nicht so stürmisch wird, wie es 2010 der Fall war. Denn
genug zu tun hat die Wehr ohnehin.
Dass für Arbeitgeber und Familie das Fass mit Einsätzen der ehrenamtlichen
Retter kurz davor ist überzulaufen, ist durchaus vorstellbar. Die Lösung
kann dabei nur in der Politik liegen. Und zwar in jener der Stadt und des
Landes. Erstere müsste Hauptamtliche in den Dienst der Feuerwehr stellen.
Das Land wiederum sollte dafür Mittel bereitstellen, damit sich auch klamme
Städte bei dringlichem Bedarf hauptamtliches Personal für die Feuerwehr
leisten können.
Das Thema Hauptamtliche bei der Feuerwehr kann in Schleiz allein schon im
Hinblick auf die anstehenden Bürgermeisterwahlen werden. Ich bin gespannt,
wer als erster eine derartige Lösung „verspricht“. |